Intergenerationelle Einkommensmobilität: Schlusslicht Deutschland?

Abstract

Zu der anhaltenden Diskussion über Ungleichheit gehört die Frage nach Chancengerechtigkeit; das heißt, inwieweit sind die beobachteten Einkommensunterschiede den Individuen selbst oder aber ihren individuellen Lebensumständen zuzuschreiben. Laut einer kürzlich erschienenen Studie der OECD (2018) rangiert Deutschland in dieser Dimension unter den Schlusslichtern der Industrienationen. Die vorgelegten Ergebnisse legen nahe, dass sich mehr als die Hälfte der beobachteten Einkommensunterschiede zwischen den Eltern auf die nächste Generation überwälzen. Im vorliegenden Artikel unterziehen wir diese Ergebnisse einer kritischen Würdigung. Unter anderem zeigen wir auf, dass die Ergebnisse im Vergleich zur bestehenden Literatur einen klaren Ausreißer nach oben darstellen. Die außergewöhnlich hohe Persistenz lässt sich insbesondere auf die Betrachtung einer bestimmten Bevölkerungsgruppe sowie die gewählte Einkommensdefinition zurückführen. Des Weiteren zeigen wir auf, dass das gewählte Maß ausgesprochen sensitiv auf statistische Annahmen reagiert, und wir diskutieren alternative Messansätze für Chancengerechtigkeit.

Publication
ifo Schnelldienst 71 (20), pp. 20–28

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